Wildgerlosspitze (NW-Gipfel)

Quelle: Alpenverein Innsbruck, Autor: Florian K.

Übergang an den Fels. Optimalerweise nimmt man noch ein Band darüber, um die erste IIIer Stelle zu Umgehen (Abseilschlinge)
Im Talabstieg unterhalb der Hütte; ein letzter Blick zurück zum erklommenen Gipfel
Übergang Einstieg Grat - Gletscher; am besteen man nimmt nicht das breitere Schneeband nach links, sondern das schmale darüber, um die erste IIIer-Stelle zu umgehen
Eisraute: Nach unten hin wird diese immer steiler; unterhalb befindet sich ein Felsband, weswegen es psychologisch nicht ganz so haltlos ist, wie es den Anschein hat
Übergang Fels - Eisraute
Beginn des Abstiegs: (ausgesetzte) Gipfelfelsen zur Eisraute
Der abweisende Übergang zum angeblich 15 m höheren Hauptgipfel
Zwischen Gletscherabbruch (links) und Bergschrund gehts an den Fels
Bei der Umgehung des Gletscherbruchs, Nordgrat mit Eisraute in Frontalansicht
Man holt in weitem Linksbogen aus und umgeht den Gletscherbruch, um den gut sichtbaren Nordgrat zu erreichen
Unser Anseilpunkt; man befindet sich aber bereits vorher auf dem Gletscher
An dem großen Steinmann der orographisch rechten Moräne; lange Querung und Umgehung des Eisbruchs gut einsehbar
Anstieg zunächst auf dem Rücken Richtung Gabler und dann Querung zur markanten Moräne nach rechts (verschwindet im Bild hinter dem Rücken)
Ziel von der Hüttenterrasse vor Augen: Wildgerlosspitze mit Eisraute und Nordgrat (rechts)

Die Tour

Steile, beeindruckende Flanken mit klar begrenzenden Graten über einem (noch) recht wilden Gletscher. Ein markanter, von weitem sichtbarer Grat, der vor dem Gipfel in die sogenannte Eisraute übergeht, im überwiegend festen Granit. So ließe sich die Tour aus dem Wildgerlostal bzw. von der Zittauer Hütte über den selten begangenen Nordgrat auf den zweithöchsten Gipfel der Reichenspitzgruppe zusammenfassen. Belohnt wird man mit dem Gefühl, einen Berg aus eigener Kraft und im Urzustand erstiegen zu haben: keine Zustiegshilfen, teils weglos, auf dem Gletscher wird man sich womöglich seinen eigenen Weg suchen müssen und am Grat findet man keine menschliche Hinterlassenschaften, die eine Begehung erleichtern würden. Nachdem auf derselben Route wieder abgestiegen werden muss und damit der Abstieg schwieriger als der Aufstieg ist, "gehört" einem der Gipfel erst, wenn man wieder unten ist.

(Achtung: der eingezeichnete Track ist nur schematisch zu sehen!!!)

Die Anforderungen der Tour bestehen vor allem in der Begehung des Grates. Die Felsschwierigkeiten bewegen sich mehrheitlich im II. Schwierigkeitsgrad, einzelne Stellen (zrika eine handvoll) auch im III. Schwierigkeitsgrad. Der Linienverlauf ist recht klar vorgeben, kleine Variationsmöglichkeiten bleiben aber dennoch. Die größte Schwierigkeit besteht allerdings darin, dass alles wieder abgeklettert werden muss und kaum bis keine fix installierte Abseil-/Sicherungsstellen den Abstieg erleichtern. Die eventuelle Mitnahme von Reepschnüren zum "Opfern" ist daher zu überlegen. Ausreichend natürliche Sicherungspunkte sind vorhanden.
Der Grat ist überwiegend mäßig ausgesetzt, einige Stellen sind allerdings doch recht exponiert, insbesondere an der Ostseite des Grates bricht es über mehrere hundert Meter haltlos zum Wildgerloskees ab.

Weitere Anforderungen bestehen in der Begehung eines spaltigen Gletschers, der aber bei entsprechender Spuranlage in recht spaltenarmen Terrain angelegt werden kann (zumindest der Eindruck bei unserer Begehung am 3.7.2021). Man quert den Gletscher möglichst an seinem unteren Ende, der Gletscherbruch zu Füßen des Nordgrates wird noch westlich umgangen (kann evtl. auch direkter durchquert werden), bevor man den Grat direkt oberhalb des steilen Gletscherabbruchs erreicht. Bei Blankeis kann sich der Einstieg evtl. schwierig gestalten. Bei Schneeauflage lässt er sich recht unschwierig über einen max. 40° steilen Schneehang erstapfen. Die Steilheit der Eisraute vor dem Gipfel weist nur auf den ersten Metern ebenfalls ca. 40° auf und wird danach flacher (länger anhaltend 35°).

Der Zustieg zum Gletscher ist nicht markiert. Wir haben uns im Aufstieg an zunächst bis ca. 2400 m an den mit Steinmännern markierten Weg zum Gabler gehalten, um dann zum Endpunkt der ausgeprägten, orographisch rechten Moräne des Wildgerloskeeses zu queren (ca. 2480 m). Dort befindet sich ein großer, weithin sichtbarer Steinmann, von dem ein Pfad mit etwas Höhenverlust in das Becken des Wildgerloskees führt. Im Abstieg haben wir ab dem großen Steinmann einen durchgehend mit Steinmännern markierten Weg getroffen, der weiter unten ebenfalls auf den Weg zum Gabler trifft. Am besten am Vorabend nochmal beim Hüttenwirt informieren, aber das Gelände ist an vielen Stellen begehbar.

Für den Gipfelanstieg sind (ohne Pausen) 4,5-5 Std. je nach Sicherungsbedarf am Grat zu veranschlagen.

Zusatzinfo: Weitere Abstiegsmöglichkeiten bzw. eine Überschreitung ist schwierig. Der Übergang zum laut Literatur 13 m höheren Süwestgipfel (in Realität vielleicht 2 m) weist angeblich die Schwierigkeit -IV auf und ist unübersichtlich. Ein Queren entlang des WNW-Grates zur Schneekarspitze zu einer Einschartung, über die man auf das Zillerkees gelangen könnt, sieht zwar leichter, aber ebenfalls nicht trivial und brüchig aus. Laut örtlicher Bergrettungsortstelle (Krimml) wird dieser in der Literatur beschriebene Abstieg nicht begangen.

Autorentipp

Nach der Tour sich auf der Hüttenterrasse einer der zahlreichen (Obst-)Kuchen- und Strudel schmecken lassen und auf das Geleistete zurückblicken!

Info

Schwierigkeit
III
40°
AD
mittel
Aufstieg
950 hm
Abstieg
6 hm
Tiefster Punkt 2321 m
Höchster Punkt 3280 m
Dauer
8:30 h
Strecke
3,5 km

Karte

Details

Seillänge 1 x 50 m
Kondition
Erlebnis
Landschaft
Gefahrenpotential
Exposition
N
O
S
W

Beste Jahreszeit

Januar
Februar
März
April
Mai
Juni
Juli
August
September
Oktober
November
Dezember

Wegbeschreibung

Start

Zittauer Hütte

Ziel

Wildgerlosspitze

Weg

Von der Hütte in die Senke am Westufer des Sees und dem Pfad Richtung Gabler folgen (Steinmänner). Mehrere Trittspuren leiten nach Westen. Man wähle selbst, welchen man davon folgt. Letztlich sollte man den großen Steinmann am Ende der orographisch rechten Moräne des Wildgerloskeeses anpeilen. Ab dort führt ein Pfad in das Gletscherbecken, das man möglichst flach nach Westen quert und entlang der nördlichen Begrenzungsfelsen weiter Richtung Südwesten ansteigt. Der Gletscherbruch in Verlängerung des Norgrates wird westseitig umgangen (in diesem Bereich auf Spalten achten). Man strebt auf den Ansatzpunkt des Grates direkt oberhalb des steilen Eisabbruchs an (2,5-3 Std). Mehrere Schnee-/Felsbänder leiten zum Grat. Falls das oberste begehbar ist, spart man sich eine IIIer Stelle (Reepschnur zum Abseilen). Der weitere Routenverlauf am Grat ist recht offensichtlich. Markante Punte sind ein wohl unangnehmer Offwidth-Riss (3 m) oberhalb einer Terrasse, in dessem Grund sich eine lange Schlinge befindet (ohne offensichtlichen Nutzen). Dieser lässt sich etwas ausgesetzter links im Aufstiegssinn umgehen (III). Später folgt ein weiterer markanter Riss (III, Zwischensicherungen nur mit Keilen oder Friends, an Block darüber nun Reeschnur), leicht diagonal nach links verlaufend  (ca. 4 m). Von einer Umgehung links im brüchigen, ausgesetzten Gelände ist abzuraten. Es finden sich darüber hinaus aber auch weitere, weniger markante IIIer-Einzelstellen am Felsgrat. Der Grat endet an der "Eisraute" (Schlinge an den Felsen darunter; Nutzen wiederum nicht offensichtlich, da Felsglände darunter nicht schwierig, evtl. zur Sicherung eines Vorsteigenden bei Blankeis). Am Ende noch einige Meter teils ausgesetzt im Fels zum Gipfel (II). Ab Grateinstieg ca. 1,5-2 Std, seilfrei auch schneller.
Abstieg auf demselben Weg.

Anreise

Öffentliche Verkehrsmittel

Busse verkehren regelmäßig über den Gerlospass, ab dort zum Parkplatz am Gasthaus Finkau nur mit dem Taxi.

Anfahrt

Von Norden entweder über das Zillertal oder über den Pass Thurn und das Pinzgau zum Gerlospass. Ab dort nach Süden zum großen Parkplatz am Gasthaus Finkau.

Parken

Gasthaus Finkau

Weitere Informationen

Hüttenhomepage: https://www.zittauerhuette.at/zittauer-huette-home/

Ausrüstung

Normale Gletscherausrüstung inklusive Schlingen zum Sichern im Fels. Evtl. Klemmkeile/Friends zur Sicherung eines Risses (Einzelstelle, siche Wegbeschreibung).

Sicherheitshinweise

Auf Spalten insbesondere in der Nähe des Eisbruchs achten!

Auch kann es im Bereich des Grateinstiegs gelegentlich Steinschlag geben. Eine Begehung bei Firnauflage zumindest im oberen Teil des Gletschers ist vorteilhaft.

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