Schwierigkeit |
schwer
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Aufstieg
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2500 hm |
Abstieg
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2460 hm |
Tiefster Punkt |
Wallfahrtskirche Sankt Bartholomä 604 m |
Höchster Punkt |
Watzmann-Mittelspitze 2713 m |
Dauer
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14:00 h |
Strecke
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31,1 km |
Watzmannüberschreitung mit Rinnkendlsteig
Quelle: AV-alpenvereinaktiv.com, Autor: Andi Radin
Die Tour
Die Watzmannüberschreitung ist die Königin unter den Bergtouren in den Berchtesgadener Alpen. Auf dieser Variante beginnt die zweitägige Überschreitung mit einer Bootsfahrt über den Königssee und dem Aufstieg über den Rinnkendlsteig.
Die Watzmannüberschreitung ist die grandioseste Bergttour der Deutschen Alpen, höchstens gleichauf mit dem Heilbronner Höhenweg und dem Zugspitzaufstieg durch das Höllental. Kaum verwunderlich also, dass jährlich hunderte Bergsteiger zu dieser sehr anspruchsvollen Gratüberschreitung aufbrechen. Technisch und konditionell hat sie es in sich: 24 Kilometer, 2.400 Höhenmeter und viele ausgesetzte Kletterstellen im I-II Schwierigkeitsgrad, oftmals auf zwei Tage aufgeteilt. Bei dieser Strecke handelt es sich jedoch nicht um die klassische Runde, sondern eine zwingend zweitägige Variante, die am Königssee beginnt.
Besonders, wenn neben der Watzmannüberschreitung kaum weitere Touren in den Berchtesgadener Alpen geplant sind, möchte ich diese Variante wärmstens empfehlen. Mit der Überfahrt über den Königssee zur berühmten Halbinsel St. Bartholomä erlebt man so das größte nicht-alpinistische Highlight der Region. Auch ist der Aufstieg über Rinnkendl- und Falzssteig spannender, aussichtsreicher und einsamer als der klassische Aufstieg zum Watzmannhaus. Noch dazu wird so mit der Kührointalm eine gute Einkehrmöglichkeit passiert. Da die Boote nicht sehr früh morgens starten und die Tour sich durch diese Variante verlängert, ist eine Übernachtung auf dem Watzmannhaus obligatorisch. Dadurch muss jedoch am ersten Tag nicht zu früh gestartet werden.
Am zweiten Tag folgen wir dann vom Watzmannhaus aus der klassischen Route der Überschreitung. Diese ist nachfolgend, aber auch an anderer Stelle vom Alpenverein, beschrieben.
Autorentipp
Wer genügend Zeit mitbringt, sollte eine längere Pause auf Kühroint einlegen. Die Spinatknödel der Kührointalm suchen ihresgleichen! Eine Informationsstelle des Nationalparks informiert hier über den Borkenkäfer und seine Rolle im Ökosystem Bergwald. Auch gibt es eine kleine Kapelle, die Bergsteiger innehalten lässt: Im Inneren gibt es zwei große Bücher mit allen am Watzmann Verunglückten.
Info
Karte
Details
Kondition
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Erlebnis
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Landschaft
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Gefahrenpotential
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Technik | |
Exposition |
N
O
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W
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Beste Jahreszeit
Wegbeschreibung
Start
Schönau a. Königssee, Haltestelle/Parkplatz Königssee
Ziel
Ramsau, Haltestelle/Parkplatz Wimbachbrücke
Weg
Von der Bushaltestelle bzw. dem Parkplatz Königssee aus folgen wir nicht der touristischen Einkaufsmeile, sondern dem Kiesweg, der zuvor rechts abbiegt und uns an der Königsseer Ache entlang führt. Nach wenigen hundert Metern haben wir bereits den Bootsanleger erreicht, von wo aus wir die Überfahrt nach St. Bartholomä beginnen. In der Hauptsaison fährt das erste Boot um 8:00 Uhr, die Überfahrt kostet 8,50€. Während der dreißigminütigen Überfahrt erleben wir auch das berühmte Echo vom Königssee.
Neben der berühmten Wallfahrtskirche in St. Bartholomä (604m) beginnt die eigentliche Tour. An einer Nationalpark-Informationsstelle sowie einer kleinen Jagdhütte aus der Zeit der Wittersbacher vorbei führt der breite Weg vorerst am Ufer des Königssees entlang. An einer ausgeschilderten Abzweigung beginnt dann der Aufstieg über den Rinnkendlsteig. Anfangs vorwiegend durch Wald und vorbei an relativ frischen Lawinengassen, später immer steiniger und steiler geht es an der Ostwand des Mooslahnerkopfes (1815m) hinauf. Hier sind viele Stellen mit Stahlseilen versichert. Am Ende des Steiges wird eine recht ebene Waldfläche erreicht. Hier lohnt sich der fünfminütige Abstecher zur Archenkanzel (1346m), einem erstklassigen Aussichtspunkt. Danach wird in ca. 20 Minuten die Kührointalm (1420m) erreicht, die sich für eine längere Pause anbietet.
Von Kühroint aus folgen wir dem Falzsteig in westliche Richtung. Anfangs führt er leicht ansteigend an einem steilen, bewaldteten Hang entlang, später kraxeln wir über steiniges Gelände zur unbewirtschafteten Falzalm (1645m) hinauf. Hier treffen wir auf den Normalweg zum Watzmann aus dem Wimbachtal und vom Parkplatz Hammerstiel. In vielen Kehren führt der Pfad uns hinauf zum Watzmannhaus (1930m). Das Watzmannhaus ist eine sehr große Alpenvereinshütte und bietet 200 Personen Platz in Betten- und Matratzenlagern. In der Hochsaison, besonders an Wochenenden und bei gutem Wetter sollte dennoch weit im Vorraus reserviert worden sein, denn das Watzmannhaus ist bei Wanderern und Bergsteigern sehr beliebt. Hier übernachten wir.
Es empfiehlt sich am nächsten Morgen früh zur Überschreitung aufzubrechen. Der Aufstieg zum Hocheck (2651m) führt über Schrofen und Platten, ist relativ unschwierig - zieht sich jedoch sehr. Mehr als einmal fragt man sich: "Ist das das Hocheck?", nur um dann herauszufinden, dass es noch weiter nach oben geht. Das Hocheck selbst fällt steil nach Osten ab, ist der niedrigste der drei Watzmanngipfel, bietet jedoch in Richtung Norden die beste Aussicht. Auf dem Gipfel befindet sich eine kleine Biwakschachtel, die jedoch höchstens vier Personen Platz bietet und keine Betten oder Decken enthält. Diese sollte während der Ostwand-Saison für Kletterer freigehalten werden.
Am Hocheck beginnt die eigentliche Watzmannüberschreitung. Anfangs noch recht gut versichert zeigen sich auch bald schon unversicherte, stark ausgesetzte Stellen. In gut einer Dreiviertelstunde wird die Watzmannmittelspitze (2713m) erreicht, bei viel Betrieb und mit Klettersteigset ist man wohlmöglich bedeutend langsamer. Der höchste Punkt des Watzmanns ist kein guter Ort für Aufenthalte, ist er doch recht schmal und steht in Sachen Aussicht der Südspitze (2712m) nach. Dennoch ist der Blick hinab auf die Schuttströme des Wimbachtals bereits spektakulär. Der Übergang zur Südspitze ist länger und technisch noch einmal etwas anspruchsvoller als der bisherige Teil der Überschreitung. Hierfür sollten zwei Stunden eingeplant werden. Dabei werden Grattürme sowohl auf der Ost- als auch auf der Westseite umgangen, an einer engen Stelle muss sich gebückt werden und es sollte an dei Höhe des Rucksackes gedacht werden. Manchmal führt der Weg auch genau über den Grat, der an einer Stelle kurz vor der Südspitze nur knapp einen Meter breit ist. Hier liegt zwar ein Stahlseil, an diesem kann jedoch nur gebückt gegangen werden. Bis hierher haben es jedoch sowieso nur absolut schwindelfreie Bergsteiger geschafft. Dann ist auch schon die Südspitze erreicht und die Gratüberschreitung vorbei. Die Südspitze, die einmal Schönfeldspitze geheißen hat, bietet viel Platz für eine ausgiebige Gipfelrast, ein Gipfelbuch und eine Glocke am Gipfelkreuz, die jedoch den Ostwand-Durchsteiger vorbehalten ist. Die Aussicht von hier ins Steinerne Meer ist unangefochten eine der besten in den Berchtesgadener Alpen.
Mit Erreichen der Südspitze ist die Tour jedoch noch lange nicht geschafft, steht nun nämlich der lange und steile Abstieg ins Wimbachgries an. Auf den 1.200 Höhenmetern passieren auch die meisten Unfälle, z.B. wegen Erschöpfung oder durch den hier gefährlichen Steinschlag. Anfangs wird der Abstieg durch leichte Kletterei und Rinnen ausgemacht, dann erreicht man weitläufige Kiesfelder. Auf den Kiesfeldern geht der Abstieg schnell voran, doch an deren Ende liegt noch einmal Schrofengelände mit einer sehr rutschigen Schicht Kies darüber. Als nächstes passieren wir eine relativ ebene Grasfläche mit vielen Spuren von Gämsen und Murmeltieren. Im Schönfeldgraben darunter beginnen einige Bäche, an einer sauberen Quelle kommen wir direkt vorbei und können noch einmal die Wasservorräte aufstocken. Dann beginnt der Weg sich bereits durch Latschenkiefern und Zirben zu schlängeln, zweimal müssen wir dabei durch rutschige Rinnen absteigen, in denen jedoch Stahlketten Halt geben. Sehr unvermittelt stehen wir dann auf den Geröllweiten des Wimbachgries, ganz am Südostende des Wimbachtals.
Technisch haben wir nun alle Schwierigkeiten überstanden, vor uns liegt jedoch noch ein langer Talhatscher, denn die Wimbachbrücke ist noch 10 Kilometer entfernt. Kaum zwei Kilometer weiter erreichen wir die Wimbachgrieshütte (1326m), an der wir uns ausgiebig stärken können. Die nächsten vier Kilometer verlaufen leicht abfallend und auf einem breiten Wanderweg, dabei wechseln sich Schuttströme mit leichter Vegetation ab. Immer wieder bieten sich Blicke in Richtung Osten, wo der lange Watzmanngrat weit über dem Tal thront. Dann wird die beliebte Gaststätte Wimbachschloß (937m) erreicht. Spätestens ab hier ist mit vielen anderen Wanderern zu rechnen. Auch die letzten vier Kilometer verlaufen auf leichten und stets abschüssigen Wegen. An einer Staumauer, an der das Trinkwasser der Region entnommen wird, tritt der Wimbach aus dem Gries hervor und begleitet uns auf den letzten Kilometern mit lautem Rauschen. Das Wasser benötigt über zehn Jahre für die Strecke vom Südende des Gries bis zu dieser Mauer, die noch aus der Zeit vor dem Nationalpark stammt. Kurz vor dem Parkplatz Wimbachbrücke passieren wir die berühmte Wimbachklamm. Leider kann man diese ausschließlich mit einer Wertmarke und aus Richtung Norden betreten. Wer also noch Energie und Lust hat, sie zu besichtigen, muss eine Schleife laufen. Besonders an heißen Sommertagen enlohnt der kühle Wasserdampf der Klamm jedoch für diese Mühen.
Nach wenigen hundert Metern über eine Teerstraße erreichen wir dann die Haltestelle und den großen Parkplatz Wimbachbrücke (637m). Hier endet die berühmte Watzmannüberschreitung. Es gibt eine Nationalpark-Informationsstelle sowie moderne, öffentliche Toiletten.
Anreise
Öffentliche Verkehrsmittel
Ab Berchtesgaden bzw. bereits ab Bad Reichenhall fahren die Buslinien 841 und 842 je stündlich zum Königssee. Die Haltestelle Königssee liegt direkt am Seegelände um am Ausgangspunkt der Wanderung. Am Zielpunkt der Wanderung, der Wimbachbrücke, fährt von der gleichnamigen Haltestelle stündlich die Buslinie 846 in Richtung Ramsau oder zurück nach Berchtesgaden.
Anfahrt
Berchtesgaden ist auf der A8, ab Bad Reichenhall oder aus Richtung Salzburg kommend bereits frühzeitig ausgeschildert. Ab Berchtesgaden der Ausschilderung des Königssees auf der B20 folgen. Hier mündet die B20 direkt in den großen Parkplatz.
Parken
Es gibt einen sehr großen Parkplatz zwischen der Jennerbahn-Talstation und dem Seegelände Königssee, nahe dem Bootsanleger. Ebenso gibt es einen großen, aber in der Hauptsaison durchaus vollen, Parkplatz an der Wimbachbrücke, dem Endpunkt der Tour. Parken kostet 5€ am Tag.
Weitere Informationen
Wetterbericht Ramsau bei Berchtesgaden:
https://www.bergfex.de/sommer/ramsau-bei-berchtesgaden/wetter/
Königsseeschiffahrt mit Fahrplan:
https://www.seenschifffahrt.de/de/koenigssee
Watzmannhaus:
https://www.alpenverein-muenchen-oberland.de/watzmannhaus
Blogbeitrag:
https://ageographersguide.com/2019/10/13/watzmannueberschreitung/
Ausrüstung
Mitnahme eines Klettersteigsets ist Sache der eigenen Philosophie. Während ich es persönlich nicht empfehlen würde, nehmen etwa die Hälfte der Begeher ein Set mit.
Aufsetzen eines Helms auf dem Grat denkbar, im steilen Abstieg ab der Südspitze dann sehr zu empfehlen, besonders wenn in einer Gruppe unterwegs.
Warme Kleidung, gute Bergschuhe und genügend Wasser/Proviant sind obligatorisch.
Alpenvereinsausweis und Bargeld für das Bezahlen auf den Hütten.
Sicherheitshinweise
Es sollte vor Antritt der Tour sichergestellt werden, dass der Grat schneefrei und die Wettervorhersage gut ist.
Zwar ist der Weg stets gut markiert oder erkennbar, jedoch helfen eine Alpenvereinskarte oder diese heruntergeladene Tour weiter. Es gibt Abschnitte ohne Mobilfunkempfang.
Der Rinnkendlsteig ist ein schwieriger Bergsteig mit vielen Versicherungen. Auch der Falzsteig enthält Versicherungen.
Die Watzmannüberschreitung ist eine äußerst schwierige Gratüberschreitung, die über weite Strecken ungesichert ist und vom Alpenvereinsführer mit I-II bewertet wird. Besonders auch die konditionellen Anforderungen sollten in keinem Fall unterschätzt werden, weshalb die Tour nur von erfahrenen Bergsteigern unternommen werden sollte!
Auch der Abstieg von der Südspitze ist lang, schwierig und mit W5/I bewertet. Hier ist die Gefahr durch Steinschlag sehr hoch, weshalb das Tragen eines Helms ratsam ist.