Volkstheater - Ritterschauspiele Kiefersfelden

Volkstheater - Ritterschauspiele Kiefersfelden im ältesten Dorftheater Deutschlands (seit 1618)

auf der einzig noch erhaltenen barocken Drekülissenbühne

Das „Herz“ der Ritterschauspiele Kiefersfelden im Inntal bei Kufstein sind die 1833 erbaute Comedihütte und die darin stehende Drehkulissenbühne nach barockem Vorbild. Teile dieser befanden sich schon in der im gleichen Jahr abgerissenen „Theaterschupfn“. Seit 1833 ist die Kieferer Comedihütte der Schauplatz verwegener Schwertkämpfe, haarsträubender Intrigen, bizarrer Staatsaktionen und zarter Liebesromanzen. Amtliche Verbote und interne Streitigkeiten konnten der theaterbesessenen Spielgemeinschaft im 19. Jahrhundert nichts anhaben, zum 175jährigen Dorftheater-Jubiläum, im Jahr 2008, gilt unverändert ein „Reinheitsgebot“ für die Spielidee und die Vorstellungen im originärsten bayerischen Dorftheater, das seither sorgfältig und liebevoll in Stand gehalten wird.

Die alljährlich ab Ende Juli für etwa fünf Wochen stattfindenden Ritterschauspiele Kiefersfelden folgen dem christlichen Heilsplan. Wackere Ritter und leidgeprüfte Jungfrauen trotzen infamen Erzschurken und einem grausamen Schicksal, das sie in düstere Wälder, feuchte Kerker und muselmanische Gefangenschaften treibt. Am Ende siegt in den originalen Dramen von Schmalz, Sylvester Greiderer und unbekannten Verfassern fast immer die poetische und himmlische Gerechtigkeit – Ausnahmen bestätigen die Regel. Zu Unrecht wurde vom Namen des „Bauern-Shakespeare“ die qualifizierende Wert-Minderung „schmalzig“ abgeleitet: Der Köhler und Poet war auf der Höhe der literarischen Romantik, kannte fast alles von den europäischen Meisterwerken bis in die trivialen Untiefen von Melodram und Schicksalstragödie. Heutigen multikulturellen Idealen verlieh er in im stilisiertem Kieferer Dialekt hinreißend packenden, stellenweise humorvollen Ausdruck.