Dr. Franz-Müller-Straße 3, 5310 Mondsee am Mondsee, Österreich
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Mondseer Einbaum
Quelle: Salzkammergut - BergeSeen
Tourismusverband MondSeeLand
Beschreibung
Der Mondsee ist der letzte See im Salzkammergut, wo der Einbaum noch erhalten ist.
Der Mondsee ist der letzte See in Österreich, wo sich der Einbaum, das aus einem Baumstamm gehackte Boot, bis in unsere Tage erhalten hat.
Das Herstellen eines Einbaumes war keine alltägliche Angelegenheit. Dass es etwas Bedeutungsvolles an sich hatte und in einem größeren Umkreis beachtet wurde, geht aus dem damit verbundenen Brauchtum hervor. Der Grund hierfür ist in der Bedeutung des Einbaumes für das Leben der Menschen am See, der ihnen immer eine wichtige Nahrungsquelle war, zu suchen, dann in einer unbewussten Ehrfurcht vor dem Baumriesen und schließlich in der Tatsache, dass die Arbeit eines besonderen Könnens bedurfte, das sich aus früheren Zeiten vererbt hatte und das nur wenige beherrschten. Dazu wurde der Segen des Herrgotts erbeten, und dazu gehörte geselliger und fröhlicher Brauch. Wohl durchdacht und vorbereitet war die ganze Arbeit angelegt und geplant auf weite Sicht. Das Herstellen des Einbaumes („Schöff“) erfolgte nach uralten, überlieferten Formen und Arbeitsweisen und mit speziellem Werkzeug.
Als Schiffbäume („Schöffbam“) wurden in der Regel Tannen verwendet, weil sie dem Wasser gegenüber widerstandsfähiger sind. Es handelte sich dabei um Baumriesen mit einer Höhe von 45 bis 53 Metern und einem Alter von 200 bis 250 Jahren. Der Mondseer Einbaum hat eine Länge von 36 Schuh (etwas über 11 m); der Stamm musste in dieser Länge mindestens 11 Festmeter haben. Es kam vor, dass aus einem besonders schönen Schiffbaum zwei Einbäume gehackt werden konnten. Der aus dem wipfelnäheren Teil (dem „Spill“) gehackte war etwas kleiner.
Wenn ein Stamm kernfaul („dalig“) oder „eisklüftig“ war, verringerte man die Länge des Einbaumes oder eine schadhafte Stelle wurde „geflickt“. Schlechte Bäume erkannte man am Ton, den der Stamm beim Anschlagen gab. Wer Schiffbäume besaß und wo sie standen, war allgemein bekannt und wurde unter den Fischern besprochen.
In Fischerhaus ist überliefert, dass einst das Bloch in der für den Einbaum erforderlichen Menge „einen Kronentaler“ (Maria-Theresien-Taler) kostete. Als man in Gulden rechnete, verlangte der Steininger am Irrsee für ein Einbaumbloch von 9 m3 90 Gulden. In den Dreißigerjahren kostete das Bloch zwischen 200 und 300 Schilling.
Geschlägert wurde der Schiffbaum meist im späteren Herbst (Allerheiligenmonat), seltener bald im Frühjahr, wenn die Bäume noch nicht im Saft sind. „Der Mond muss im Abnehmen sein, weil dann der Saft aus dem Baum hinaus geht und das Holz leicht wird“, sagten erfahrene Schöffhacker. Was den genauen Zeitpunkt betrifft, richtete man sich nach den Kalenderzeichen. Nach alter Erfahrung hängt davon die Haltbarkeit des Holzes ab. Besonders gut ist es, wenn „drei Tage im Fisch“ sind und wichtig, dass zum Zeitpunkt des Fällens „der Wipfel trocken ist“, das heißt, dass es vorher nicht geregnet hat. Als gute Kalenderzeichen galten auch Löwe Stier und Steinbock.
Beim Einbaumhacken waren in der Regel 10 bis 12 Mann am Werk. Sie standen unter der Anleitung und Vorarbeit des „Moasters“. Ungefähr ein Drittel waren erfahrene „Schöffhacka“, die übrigen arbeiteten in unentgeltlicher Nachbarschaftshilfe („Robot“) mit und erhielten nur das Essen. Die verhältnismäßig große Zahl an Arbeitenden war notwendig, weil der „Prügl“ (Einbaum im roh behauenen Zustand) in einem raschen Arbeitsgang hergestellt und zum See gebracht werden musste, damit es ihn nicht „zerreißt“ (dass er durch den Austocknungsvorgang keine Sprünge bekommt). Auch wurden bei einigen Arbeitsvorgängen viele Hände gebraucht. In der Regel wurden zwei Tage benötigt, um den „Prügl“ im Wald auszuarbeiten. Das Fällen und das Bringen zum See eingerechnet, waren drei Tage erforderlich.
Früh am Tag, mitunter noch in der Nacht, wurde aufgebrochen. Beim Schiffbaum angelangt, wurde das Tagwerk mit drei Vaterunser begonnen. Ehe es ans Fällen ging, schlug der „Moasta“ auf der Schattenseite des Baumes ein Stück Rinde heraus, damit man beim liegenden Baum mit Sicherheit diese Seite erkenne, weil sie wegen des dichteren Jahreswachstums den Boden des Einbaums bilden sollte. Zum Umschneiden wurde die „Schöffbamsag“, eine überlange Säge, benützt. Nach alter Überlieferung wurden drei Kreuze in den Baumstock geschlagen, „dass die armen Seelen im wilden Gjoad darauf ausrasten können.“ Dann wurde vom „Moasta“ der „Rab aufgrissn“ (die grobe Form in die Rinde geritzt) und der „Abraum“ (das obere Überholz) entfernt. Wenn es gut „kliabt“ werden daraus Schindeln gemacht. Am zweiten Tag hackte man den Innenraum aus („Kesselhacken“). Der „Moasta“ teilte dazu die „Tiefenmaße“ aus – Stäbchen von gewisser Länge, die angaben, wie tief hineingearbeitet werden durfte. Gearbeitet wurde nun viel mit dem „Schöfftexel“, einer Hacke mit quergestellter Schneide, die an den Seiten etwas rechtwinkelig aufgebogen war. Man sprach vom „Einitexln“ und „Austexln“. Am zweiten Tag entfernte man auch das seitliche Überholz. Am dritten Tag erhielt der Boden seine Form. Der „Moasta“ zeichnete die Linie der äußeren Bodenkrümmung an „Gransen“ (vorne) und „Stoia“ (hinten) an. Das war eine besondere Kunst und entschied über die Fahrtüchtigkeit des Einbaumes. Der Boden wurde nicht eben gearbeitet, sondern etwas gewölbt („bucklat“), „sonst kann man es nicht dersteuern“.
Das Herausschleifen aus dem Wald zu einem Fahrweg erfolgte durch Zugtiere(Ochsen oder Pferde) mit einem Halbwagen. Dabei wurde die mit etwas Überholz (einem „Polster“)versehene Steuerseite nachgezogen. Der Abschluss der Arbeit im Wald und das Fahren zum See waren mit fröhlichem Brauch verbunden. An den „Gransen“ des „Prügls“ wurde ein geschmücktes Fichtenbäumchen (der „Boaschn“) genagelt und die Hüte der Beteiligten und die Zugtiere geschmückt. Die Tochter des Schiffbaumbesitzers oder ein Mädchen aus der Nachbarschaft wurde zur „Schöffbraut“ erkoren. Am Fahrweg angelangt, nahmen die „Schöffbraut“, der Baumbesitzer, der „Moasta“ und einige „Schöffhacker“ im „Prügl“ Platz, die anderen begleiteten die Fahrt zu Fuß. Unterwegs stärkte man sich durch einen Trunk. Die Stimmung stieg. Es konnte sein, dass der Zug „aufghaltn“ wurde; dazu war über den Weg eine Stange gelegt oder eine Schnur gespannt und man musste durch eine Spende die freie Fahrt erwirken. Kam der Zug bei einem Wirt vorbei, so wurde dieser um einen Trunk angegangen. Am Ziel angekommen verteilte die Frau des Einbaumbesitzers Krapfen und dazu machte wieder ein Trunk die Runde. Alle Mitwirkenden wurden schließlich ins Haus geladen und bewirtet. Bis in die Nacht hinein feierte man das Ereignis, meist mit Gesang und Musizieren, mitunter auch mit Tanz.
Am anderen Tag folgte das Versenken („Einschwarn“) des „Prügls“. Das geschah, mit Steinen beschwert, an einer ufernahen Stelle von ungefähr 2 m Tiefe. Das Verhinderte ein Springen des Holzes und erhöhte nach überkommener Ansicht die Dauerhaftigkeit, („das Wasser ziagt den Saft aussa“). Auch wird durch das Lagern im Wasser das Holz nicht mehr „schieferig“, was zur Folge hatte, dass die Netze nicht hängenblieben.
Benötigte man einen neuen Einbaum, was im Allgemeinen auf weite Sicht abzusehen war, so wurde der „Prügl“ „gehoben“. Das geschah im späten Herbst, wenn die Sonne nicht mehr so stark war. Er wurde an Land gezogen und musste den Winter über trocknen (die Feuchtigkeit musste „aussafriern“).
Im Frühjahr erfolgte der letzte Arbeitsgang: das „Putzen“. Damit bezeichnete man das Fertigstellen des Einbaumes. Der „Prügl“ verlor dabei noch ungefähr die Hälfte seiner Wand- und Bodenstärke. Im Großen ähnelten die Arbeitsweisen jenen beim Aushacken, nur musste jetzt feiner und behutsamer gearbeitet werden, galt es doch, die endgültige Form zu schaffen. Bei dieser Arbeit hatten 2 bis 4 Mann ungefähr eine Woche zu tun. Schließlich folgte die Ausstattung. Es wurden die „Joche“, rechteckige Buchenbretter für das Halten der Ruder, aufgesetzt und zwar eines beim „Stoia“ auf der rechten und eines beim „Gransen“ auf der linken Seitenwand. Durch die Löcher der „Joche“wurden die „Reidn“ gezogen, kleine geflochtene Kränze aus Weide oder „Elexn“ (Traubenkirsche). Durch die „Reidn“ wurden die Ruder gezogen.Gerudert wurde im Stehen, was eine seit Jugend auf geübte Fertigkeit verlangte.
Das Inswasserlassen des fertigen Einbaumes war ein erwartungsvolles Ereignis. Nun stellte sich seine Fahrtüchtigkeit heraus. Es folgte eine kurze Probefahrt, dann fand er in der „Schöffhittn“ seinen Platz. Eine Bewirtung der Beteiligten beschloss das Tagwerk.
Am Mondsee nannte man den Einbaum „Schöff“; dieser Name ist heute auch noch im Gebrauch. In den alten Fischordnungen sind für den Einbaum die Bezeichnungen „Schöff“, „Schäff“ und „Scheff“ zu finden. Der Name „Einbaum“ dürfte hier erst gebräuchlich geworden sein, als sich die Wissenschaft mit der Einbaumfrage zu beschäftigen begann und diese Bezeichnung in den Zeitungen auftauchte. Die Mundart hat hier den Namen zu „Oabam“, „Oabäumö“ sowie „Oabäumler“ abgewandelt.
Neben dieser Normalform des Einbaumes hab es am Mondsee auch eine etwas kürzere (im Durchschnitt um 2 m), die meist aus dem folgenden zweiten Bloch des Schiffbaumes gefertigt wurde und die man „Nachschöff“, „Lohnschöffö“ oder „Spillschöff“ nannte. Vereinzelt kam es auch vor, dass aus einem Schiffbaum zwei Einbäume mit der normalen Länge von 36 Schuh gehackt wurden. In der „Tages-Post“, Linz, vom 4. Dezember 1907, wurde gemeldet: „Der Bauer Matthias Daxinger in Innerschwand bei Mondsee fällte in seinem Wald einen Baum von seltener Größe. Diese Rarität von einem Baum hatte eine Länge von 136 Fuß (43 m). Am Stock beträgt der Durchmesser 62 Zoll (1,633 m). Aus diesem Baum werden zwei Einbäume gehauen, von denen jeder 36 Fuß misst. Außerdem gibt der Baum noch drei Bloche mit je 18 Fuß Länge.“ In Erzählungen hat sich erhalten, dass beim Weinberger in Innerschwand einmal ein Schiffbaum stand, aus dem drei Einbäume gehackt wurden. Diesen Schiffbaum hatte eine Tochter des Weinberger als Heiratsgut erhalten. Auf die häufige Herkunft von Schiffbäumen weisen im Mondseeland noch die Gehöftnamen „Scheffauer“ und „Scheffbamer“ hin.
Die meisten Schiffbäume kamen aus den Wäldern des Mondseebergrückens, des Kolomansberges und des Saurüssels, also aus der Sandsteinzone des Mondseelandes. Nur vereinzelt kamen sie von der Seite der Kalkberge. Als Waldbesitzer, die häufig Schiffbäume lieferten, werden der Moar z’Stabau, der Scheffauer und der Steininger am Irrsee genannt. Der letzte Einbaum für den Fischermeister des Schlosses (den Nachfahren der klösterlichen Fischermeister) kam aus dem Waldbestand des Schlosses in der Fuchsleiten auf dem Mondseeberg.
Wenn auch der Einbaum bei normalen See- und Windverhältnissen besonders gut auf dem Wasser lag, so hatte er doch auch seine Tücken. Bei höherem Wellengang schlug er, wenn man die Wellen nicht richtig anfuhr, infolge der verhältnismäßig geringen Wandhöhe rascher voll. Es kam dann auch vor, dass er kenterte. Den Einbaum drehte es leichter auf, weil der Boden viel Holz und damit viel Auftriebskraft hatte. „Umgglart hats an schnell.“ Wohl ging ein Einbaum nicht unter, sofern er nicht schwer geladen hatte, aber an einem aufgedrehten Einbaum konnte man sich wegen seiner Form schwer festhalten.
Die Tradition des Einbaumes hat sich nur noch im Fischenhaus (Tiefgraben 63) bis heute erhalten. In der Schiffhütte der Fischenhauser steht der letzte Einbaum am Mondsee.
Der Einbaum spielt auch in einzelnen Sagen aus dem Mondseeland eine Rolle. Die Sage von den Buchelmandln, armen Seelen, die eine Buchel (Fackel aus Buchenholz) tragend, über den See geisterten, erzählt von Fischern, die mit dem Einbaum in der Nacht auf dem See fuhren. Einer von ihnen neckte ein solches Buchelmandl, indem er Feuer für seine Pfeife verlangte. Daraufhin setzte sich dieses blitzschnell neben den Fischer an das „Stoia“ und der Einbaum begann zu sinken. Nur mit äußerster Anstrengung erreichten die Fischer noch ihre Schiffhütte.
Die Sage vom fremden Fischer erzählt vom Teufel, der in einer Vollmondnacht in Gestalt eines kohlschwarz gekleideten Fischers auf einem Einbaum, der nur eine Wand hatte, gegen die Mündung des Steinerbaches fuhr. Als ihn ein mutiger Fischer durch Zuruf zur Rede stellte, fuhr er mit dem sonderbaren Einbaum unter Tosen und Knirschen auf die Schotterbank der Steinerbachmündung hinauf und war plötzlich spurlos verschwunden.
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