Karmeliterstraße, 86956 Schongau, Deutschland
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Klostergarten
Quelle: Tourismusverband Pfaffenwinkel, Autor: Stadt Schongau
Beschreibung
Der Klosterhof des Heilig-Geist-Spitals befindet sich direkt neben der Heilig-Geist-Spitalkirche St. Anna an der Ostseite der historischen Stadtmauer von Schongau. Er geht, wie auch die Kirche, zurück auf das Wirken der Karmeliter-Mönche, die sich Anfang des 18. Jahrhunderts in Schongau ansiedelten. Heute werden im Klosterhof verschiedene Heilkräuter angebaut.
Audiokommentar zur Station 9, Klostergarten
Auszug aus dem Audiokommentar von Oliver Pötzsch
Der Klostergarten des ehemaligen Schongauer Karmeliterklosters ist ein Ort der Ruhe und der Einkehr. Sie werden das Kloster in meinen Romanen nicht finden, es wurde erst im 18. Jahrhundert erbaut und dient heutzutage als Alten- und Pflegeheim. Trotzdem lohnt sich ein Blick.
Auf der linken Seite sehen Sie genau 63 Rosensträucher. Sie stehen für all die Frauen, die in den berüchtigten Schongauer Hexenprozessen den Tod fanden. Bei der Station am Feichelturm erfahren Sie mehr über diese schreckliche Zeit. Besonders eindrucksvoll finde ich die Namensplaketten, die an jedem einzelnen Rosenstrauch angebracht sind. Sie geben den Opfern eine Identität, plötzlich sind sie keine Zahlen mehr, sondern eben Menschen.
In der Mitte des Hofs befindet sich ein kleiner Kräutergarten, in Erinnerung an die ehemalige Klosterapotheke. Viele der Heilkräuter hier hat sicher auch die Familie Kuisl besessen. Mehr als die Hälfte ihres Einkommens verdienten die Scharfrichter nämlich nicht mit dem Foltern und Hinrichten, sondern mit dem Heilen von Menschen – ein Aspekt, den Sie in allen meiner Romane finden. Viele Schongauer gingen damals nicht zum Arzt, den sich nur wenige leisten konnten, sondern zum Bader oder eben zum Henker. Gerade die Kuisls waren als Heiler weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt.
Das Kruzifix am rechten Seitenaltar in der benachbarten Sankt-Anna-Kirche wurde übrigens von dem Geld der Kuisls finanziert. Der Schongauer Scharfrichter stiftete immerhin 24 Gulden, umgerechnet also einige tausend Euro. Vielleicht um sich damit sein Seelenheil zu kaufen?
Vom Klosterhof aus können Sie auch den Wehrgang besteigen und ein kurzes Stück Richtung Sebastiansfriedhof gehen, wo Jakob Kuisl und Simon im ersten Band eine Kinderleiche wieder ausgraben. Irgendwo hier ist auch der Spalt, durch den Kuisls Enkelkinder Paul und Sophia im achten Teil in die Stadt schlüpfen, um der Fronveste einen Besuch abzustatten. Hier oben auf dem einst über eineinhalb Kilometer langen Wehrgang lässt sich noch gut spüren, wie herrschaftlich die Stadt einst gewesen war. Ein Bollwerk, das im Spanischen Erbfolgekrieg im 18. Jahrhundert nachhaltig beschädigt wurde.