Klettertour Watzmann Ostwand (BGD-Weg), Berchtesgadener Alpen

Quelle: ALPIN - Das Bergmagazin., Autor: Andreas Dick

Postkartenmotiv: St. Bartholomä vom Boot aus mit der Watzmann Ostwand im Hintergrund
Watzmann-Ostwand-Hütte
Eiskapelle
Die Biwakschachtel bietet im Notfall Platz für 4 Leute
Die Watzmann-Ostwand; der Berchtesgadener Weg zieht von links zum Gipfel
Nach dem Schuttfeld geht die echte Kletterei los.
Die Wasserfallwand, erste Schlüsselstelle, bietet schöne Kletterei.
Gleich nach der Wasserfallwand geht's nach rechts.
Der Fels ist teils grandios, aber die innere Sicherheit muss stimmen.
In der "Gipfelschlucht" ist es noch weit zum Gipfel. Rechts bleiben, Steinschlag!
Zwischendurch gibt's auch mal leichtere Strecken; hinten der Hochkönig.
Das "Zembschei-Bankerl" vor der Biwakschachtel lädt zur Rast.
Unverkennbar und hübsch zu klettern: die Ausstiegskamine
An der oberen Crux (III+) heißt es hinstehen und ziehen - mit oder ohne Haken.
Geschafft! An der Südspitze. Aber auch der Abstieg dauert.
Blick von der Südspitze auf Hochkönig, Hochalmspitze und Ankogel.
Take the long way home? Nur topfit geht's auf die Überschreitung
Immer ein Genuss, wenn die Kondition passt: die Überschreitung
Der Unterstand am Hocheck bietet rustikale Nothilfe.
Watzmannhaus und Untersberg - das Tal ist noch weit.
Am Gipfel bist du erst unten – also hier am Königssee mit der Bobbahn.

Die Tour

Ein voller Tag Klettern

Der Berchtesgadener Weg ist die klassische Route in der Watzmann-Ostwand, eine kaum enden wollende Kletterei in richtig gutem Fels – Traumtour mit Anspruch.

Berchtesgadener Alpen: Durch die Riesenwand

Vom tiefblauen Königssee durch die höchste Felswand der Ostalpen zum Hauptgipfel der Berchtesgadener Alpen – unvergesslich für gestande Alpinisten mit Spürsinn.

Den Watzmann Schritt für Schritt erleben könnt ihr auch in unserem ausführlichen Beitrag auf alpin.de!

Autorentipp

Die Hauptproblem der Wand ist die Orientierung. Deshalb unbedingt verbale Beschreibung mitnehmen (s. Literatur), keinesfalls dem gpx-Track nachklettern!

Achtung: Stand Juli 2022  ist der Abstieg im Bereich Königssee und Wendeplatte Herrenroint aufgrund von Untwetterschäden gesperrt (Weg 443). Als Abstiegsalternative bietet sich der Abstieg vom Watzmannhaus zum Parkplatz Hammerstiel an.

Info

Schwierigkeit
III+
schwer
Aufstieg
2360 hm
Abstieg
2360 hm
Tiefster Punkt Königssee
603 m
Höchster Punkt Watzmann Mittelspitze
2713 m
Dauer
14:00 h
Strecke
17,7 km

Details

Zustieg 300 m, 1:00 h
Wandhöhe 1800 m
Kletterlänge 7:00 h
Seillänge 1 x 40 m
Kondition
Erlebnis
Landschaft
Gefahrenpotential
Exposition
N
O
S
W

Beste Jahreszeit

Januar
Februar
März
April
Mai
Juni
Juli
August
September
Oktober
November
Dezember

Wegbeschreibung

Start

Parkplatz Königssee, 610 m.

Ziel

Parkplatz Königssee, 610 m.

Weg

Der Berchtesgadener Weg verläuft im linken Teil der Ostwand; von der Eiskapelle zuerst etwas links der Hauptwand, dann zum markanten Schuttkessel unter der schwarzen Wasserfallwand querend, danach tendenziell leicht rechts haltend direkt zur Südspitze. Ein früher Aufbrauch vom Ostwandlager ist wertvoll, um Zeitpuffer zu haben. Das erste Schiff vom Parkplatz Königssee nach St. Bartholomä fährt in der Hauptsaison um 8 Uhr, nach der letzten Fahrt gegen 18 Uhr schließt die Gaststätte.

Von St. Bartholomä auf dem gemütlich ansteigenden Wanderweg Richtung Eiskapelle unter der Ostwand und auf Steigspuren links ums Schuttfeld herum, Einstieg etwas über 900 m (1 Std.). Einen Grasrücken und schrofigen Sporn bis ca. 1070 m hinauf, eine erste leichte Rinne aufsteigen bis zu einer Scharte, die folgende Rinne nach 50 Metern nach rechts verlassen, dann über Gras und Felsplatten rechtshaltend queren unter das Schuttkar und in schrofigem Gelände in dieses (1340 m).

Vom rechten Rand des Schuttkars weiter rechtshaltend ansteigen bis zu einer großen Rinne, die von der Eiskapelle heraufkommt. Nun wieder linkshaltend, über zwei Gratabsätze (1. und 2. Sporn), dann luftig nach links queren zur schwarzen Wasserfallwand. Die Kletterei hier (II - III, runde Leisten) kann an einigen Bohrhaken in 3 - 4 Seillängen gesichert werden. 10 m über der Oberkante der Wasserfallwand (1750 m) scharf nach rechts queren (Achtung: nicht nach links, gefährlicher Verhauer!) und eine Rampe hinauf bis zu einem kleinen Sattel auf ca. 1870 m. An- und absteigende Rechtsschleife, dann an zwei Höhlen vorbei zum Beginn der "Gipfelschlucht" und einer markanten Biwakhöhle (1990 m).

Die Gipfelschlucht (der Gipfel ist noch weit, Vorsicht: Steinschlaggefahr! Evtl. Schneereste) hinauf bis ca. 2060 m, dann nach rechts zu einer Rinne und immer rechts der Gipfelschlucht haltend zu einem markanten Absatz (Dabelsteinplatte, 2240 m). Wieder mit Rechtsschleife durch Schrofen zur Biwakschachtel auf 2380 m unter einem überhängenden Felsen. Matratzen und einfache Schlafsäcke sind vorhanden, Komfort nicht. 70 m leicht rechts aufsteigen, dann nach links halten zum Beginn der Ausstiegskamine. Diesen folgend – evtl. Schneereste, Vorsicht Schuttauflage, Stellen II - III – bis zu einem Gratabsatz (2630 m). Über diesem kommt die schwierigste Stelle, das "Achtmeterwandl" (III+); Bohrhaken erlauben Sicherung oder auch kurzes A0-Ziehen statt zweier wackliger Züge auf speckigen Tritten. Danach deutlich leichter rasch zum Gipfel.

Abstieg: Am schnellsten südlich auf markiertem Weg (T5, Stellen I) zur Wimbachgrieshütte und in 2 Std. zur Wimbachbrücke (640 m, Trampen/Taxi/Bus zum Startpunkt). Nur bei Topkondition und stabilem Wetter ist die Überschreitung (T6, I - II, KS C) eine lohnende Alternative: Mit einigem Auf und Ab (ca. 250 Hm Gegenanstiege) über die Mittelspitze (2713 m) zum Hocheck (2651 m, 2 - 2:30 Std.), leichter (T4, I) hinunter zum Watzmannhaus (1930 m, 1:30 Std.), langwierig hinüber nach Kühroint (1420 m, T3, 1 - 1:30 Std.) und steil und kniemordend hinunter zum Ausgangspunkt am Königssee (2 Std.). Das führt zurück zum Ausgangspunkt, ist aber viel länger und anspruchsvoller.

Anreise

Öffentliche Verkehrsmittel

Von der Linie München - Salzburg entweder über Reichenhall oder Salzburg nach Berchtesgaden, dann Bus 841 nach Königssee. Dann per Schiff nach St. Bartholomä. reiseauskunft.bahn.de

Anfahrt

Von der A8 München - Salzburg, Ausfahrt Reichenhall, nach Bischofswiesen und an Berchtesgaden vorbei nach Königssee. Gebührenpflichtiger Parkplatz. Dann per Schiff nach St. Bartholomä.

Parken

Parkplatz Königssee, ca. 620 m.

Punkt direkt in Google Maps anzeigen.

Weitere Informationen

INFO

Zweckverband Bergerlebnis Berchtesgaden, Abteilung Destinationsmanagement , Maximilianstraße 9, 83471 Berchtesgaden, Tel. 08652 656500, berchtesgaden.de
Alpine Auskunft der örtlichen DAV-Sektion: alpine-auskunft@dav-berchtesgaden.de

EINKEHR

Gasthaus St. Bartholomä, 623 m, ganzjährig geöffnet abhängig vom Schiffsverkehr, Tel. 08652 964937, bartholomae-wirt.de

HÜTTEN

Ostwandlager St. Bartholomä, 623 m, DAV-Sektion Berchtesgaden, nutzbar von Mitte Juni bis Mitte Oktober, Info und Voranmeldung (Pflicht!) über die Sektion, Tel. 08652 9764610 (Mo + Mi, 10.00 - 13.00, Do 16.00 - 19.00), dav-berchtesgaden.de
Wimbachgrieshütte (1327 m), NaturFreunde Bezirk München, geöffnet Mitte Mai bis Anfang Oktober, Tel. 08657 7944001, naturfreunde-bezirk-muenchen.de/naturfreunde-bezirk-muenchen/haeuser/wimbachgries
Watzmannhaus, 1930 m, DAV-Sektion München, geöffnet Mitte Mai bis Mitte Oktober, Tel. 08652 964222, alpenverein-muenchen-oberland.de/huetten/alpenvereinshuetten/watzmannhaus

KÖNIGSSEE-SCHIFFAHRT

seenschifffahrt.de/koenigssee

BERGFÜHRER

Berchtesgadener Bergführerverein, +49 8652 9789690, berchtesgadener-bergfuehrer.de

GEHZEITEN

St. Bartholomä – Einstieg 1 Std.,
Einstieg – Südspitze 6 - 8 Std.,
Abstieg Wimbachbrücke 5 Std.,
Abstieg Überschreitung – Königssee 6 - 7 Std.

Ausrüstung

Die Passagen im III. Grad, die man vielleicht sichern mag, sind relativ kurz, so dass ein 40-Meter-Seil und eine knappe Handvoll (Alpin-)Exen reichen. Wer das Seilgewicht sparen will, kann die Schlüsselstelle oben (III+) mit Klettersteigset halbwegs absichern, die Wasserfallwand (III) nicht. Statt Kletterschuhen lieber solide, aber gefühlvolle Bergschuhe verwenden, evtl. Trailrunner, wenn Kraft und Bewegungstechnik auch nach 10 Stunden noch stabil sind. Helm ist dringend angesagt!

Bei der langen Tour merkt man jedes Gramm, also nicht zuviel einpacken. Wind-, Regen- und Sonnenschutz müssen genauso dabei sein wie Wechselwäsche. Wer früh vom Ostwandlager starten mag, kann den Zustieg mit Stirnlampe machen (wer spät geht oder langsam, den Abstieg). In der Ostwand kann es heiß werden! Mit Schmelzwasser ist nur Anfang der Saison zu rechnen (aber dann auch mit störendem Schnee).

Das darf bei keiner Klettertour fehlen: die ALPIN-Checkliste Klettern.

Alle ALPIN-Tests zum Thema Klettern findet Ihr hier

Alles was Euch noch für diese Tour fehlt, gibt es im ALPIN-Shop.

Sicherheitshinweise

Früh einsteigen, nur bei hundertprozentigem Wetter und wenn man den III. Grad seilfrei beherrscht. Ein paar Bohrhaken erlauben das Sichern in den schwierigsten Passagen, Hauptsache ist aber, dass man zügig vorwärts kommt und die richtige Linie findet. Wer sich nicht vollends sicher ist, tut gut daran, sich einer Bergführer:in anzuvertrauen.

Die Routeneintragung in der Karte ist schwierig wegen des stark strukturierten Felsgeländes, das sie nicht abbilden kann. Bitte beim Identifizieren der Route die Verbalinfos, Wandbilder aus der Literatur und alpine Erfahrung nutzen, keinesfalls dem gpx-Track nachklettern!

Früh im Sommer können Schneefelder Passagen erschweren und Steinschlag verursachen. Auf der Webcam vom Funtenseetauern lassen sich die Verhältnisse einigermaßen einschätzen.

Der beschriebene Abstieg per Watzmann-Überschreitung führt zum Ausgangspunkt zurück, fordert aber nochmal ordentlich Kondition und Konzentration; nur bei Fitness und sicherem Wetter angehen! Andernfalls Abstieg nach Süden zur Wimbachgrieshütte (1327 m, T5, Stellen I, 3 Std.) und durchs lange Wimbachtal zur Wimbachbrücke (640 m, 2 Std.).

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