Klettertour Blaueisumrahmung auf den Hochkalter in den Berchtesgadener Alpen

Quelle: ALPIN - Das Bergmagazin., Autor: Andreas Erkens

Blaueishütte im Frühjahr
Eisbodenscharte (links) und erster Aufschwung am Nordgrat zur Blaueisspitze
Schärtenspitz-Kreuz 2153m mit Hochkalter
Die Schärtenalm auf dem Weg zur Blaueishütte im Bergsteigerdorf Ramsau
Das einfache, aber dennoch schöne Gipfelkreuz auf dem Hochkalter.
Blick auf Blaueisspitze, Blaueis, Hochkalter, Kleinklater und Rotpalfen
Am Gipfel des Hochkalter: Blick zurück über das Kar nach Ramsau.
Die Schlüsselstelle der Tour (IV) auf dem Weg zur Blaueisspitze.
Schlüsselseillänge auf dem Weg zur Blaueisspitze
Gipfel der Blaueisspitze
Weghinweis nach der ersten Steilstufe durch die Latschen.
Der schöne Fleck von der zweiten Felsstufe aus gesehen.

Die Tour

Klassisch & aussichtsreich

Die Blaueisumrahmung ist landschaftlich großartig und neben der Watzmann-Ostwand eine der klassischen Berchtesgadener Klettereien. Anspruchsvoll ist sie in psychischer Hinsicht wegen der Wegfindung und der mobilen Absicherung. Das Klettern selbst ist eher leicht.

Der Hochkalter zählt zu den höchsten Gipfel Deutschlands. Das unter seiner Nordwand liegende Blaueis ist der nördlichste Gletscher der Alpen, der sich aufgrund der besonders sonnengeschützten Lage im hintesten Kar zwischen den hohen Felswänden trotz der geringen Höhenlage bis heute als Rest erhalten. Die Tour ist landschaftlich großartige, bietet herrliche Aussichten auf die umliegenden Berge und Gebirgsgruppen wie Watzmann, Untersberg, Loferer und Leoganger Steinberge oder den Wilden Kaiser. Das Anspruchvolle an der Blaueisumrahmung ist sicher nicht die Kletterei (IV), sondern die alpine Ausgesetztheit kombiniert mit der bröseligen Felsqualität, der Wegfindung und der meist selbst zu leistenden mobilen Absicherung. Wer dafür das nötige Grundgerüst aus Psyche und alpinem Spürsinn besitzt, wird auf dieser traumhaften Grattour im Nationalpark Berchtesgaden über Schärtenspitze, Blaueisspitze und Hochkalter sicher auf seine Kosten kommen.

Autorentipp

Eine Übernachtung auf der Blaueishütte verkürzt die Tour deutlich und zudem gibt es dort Riesen-Kuchenstücke, mit denen man seine leeren Energiespeicher wieder wunderbar auffüllen kann. 

Wem der Weg über die Nordostwand der Schärtenspitze schon zu viel Kletterei ist, der kann auch über den Normalweg aufsteigen und dann "erst" ins Klettern wechseln. 

Info

Schwierigkeit
IV
schwer
Aufstieg
2030 hm
Abstieg
2030 hm
Tiefster Punkt Parkplatz Holzlager
789 m
Höchster Punkt Hochkalter
2607 m
Dauer
16:00 h
Strecke
16,6 km

Details

Zustieg 1180 m, 2:45 h
Wandhöhe 600 m
Kletterlänge 700 m, 10:00 h
Seillänge 1 x 50 m
Kondition
Erlebnis
Landschaft
Gefahrenpotential
Exposition
N
O
S
W

Beste Jahreszeit

Januar
Februar
März
April
Mai
Juni
Juli
August
September
Oktober
November
Dezember

Wegbeschreibung

Start

Hintersee, Parkplatz Holzlagerplatz, 789 m.

Ziel

Hintersee, Parkplatz Holzlagerplatz, 789 m.

Weg

Zur Blaueishütte
Vom Parkplatz die Straße überqueren und auf breiter Fortstraße bergauf Ri. Schärtenalm/Blaueishütte. Teilweise recht steil in weiten Kehren durch den Wald hinauf bis zur Schärtenalm. Von dort flacher weiter um die Steinbergflanke zum Aussichtspunkt Eisbankl. Rund 0:15 Std. nach der Schärtenalm dem von der Forststraße links über Stufen aufwärts führenden Steig Ri. Blaueishütte unter die Felsen folgen und an ihnen entlang zur Hütte aufsteigen. 

Die Umrahmung
Von der Blaueishütte auf markiertem Wanderweg  Ri. Steinberg. Am Fuß der Plattenwand (ab jetzt Helm!) dem Steig durch die Platten folgen. Bei einem Steinmann (Schuttpassage) rechts Ri. Scharte unter der Schärtenspitze. Zuletzt steiler (II-III, einzelne Klebehaken) in die Scharte. Von dort durch die Schärtenspitzen-Nordostwand (6 SL, IV, meist II-III, geborte oder geklebte Stände und einige Zwischensicherungen) auf den Gipfel. Alternativ geht es über den Normalweg von der Blaueishütte auf die Schärtenspitze. Von dort kurz den Normalweg hinab, dann links ab fast eben auf dem Gratrücken zur Eisbodenscharte. Unmarkiert weiter flach auf die Westseite des 1. Blauseisturm. Über Schrofen (I-II) hinauf bis zu markanten Felsbändern (Steinmänner), mit denen man den 1. Turm ostseitig teils etwas ausgesetzt umgeht. Dabei sind nur die letzten Meter zur Scharte zwischen 1. und 2. Turm (Drahtschlingen-Sanduhr und Haken) etwas schwieriger (Platte). In der erste SL hinauf in die Scharte (II-III) und links zur Wand (AV-Ring). Weiter nach rechts leicht ansteigend auf einem Band, kurz gerade hinauf auf ein weiteres Band, und diesem nach links zum Stand (AV-Ring) folgen. Von dort etwas nach links, dann gerade hinauf (IV) zum nächsten AV-Ring und links vom Ring an der Rissspur gerade zum Stand unterhalb des Spaltes. Die Schlüsselseillänge verläuft nun gerade am Riss hinauf - mit Spreizen am rechten Felspfeiler bzw. evtl. ganz an den Pfeiler. Vom Pfeilerkopf an der leichtesten Stelle wieder an die linke Wand (Haken) und steil hinauf zum AV-Ring. Seilfrei in leichtem Gelände (II) auf den 2. Blaueisturm und auf dessen Rückseite wieder hinab. Einen Felszacken in der Scharte ostseitig umgehen, bei einem Flachstück wieder auf die Westseitedes 3. Turm wechseln und im Schutt um eine Kante leicht absteigen. Vor einer tiefen Rinne im gestuften Gelände (II) hinaufsteigen und oben direkt am Grat entlang rechts haltend zum 3. Blaueisturm. Diesen wieder nach Westen absteigen und abklettern (Steinmänner, II) in eine Scharte. Weiter durch zwei markante Zacken zu einem deutlichen Kamin mit zwei Klemmblöcken. Dort hinaufspreizen (IV) und über den Grat (II) zum Gipfelkreuz der Blaueisspitze. Auf Pfadspuren zur Blaueisscharte absteigen, anfangs durch Fels, bald über Blockgelände und Schutt. Dort auf die Südseite wechseln und bei einer weißen Markierung in einer Rinne hinauf (I-II), die sich zu einem Kamin verengt (II). Danach weiter in der Nordflanke, und schließlich wieder am Grat entlang klettern (nicht nach rechts in die gebliche große Rinne). Oben rechts herum in eine Rinne und über ihre rechte Kante gestuft zum Hochkalter (I-II). Abstieg auf dem markierten Normalweg über Kleinkalter, Rotpalfen und Schönen Fleck (zwei Felsstufen, II) zur Blaueishütte und auf bekanntem Weg zurück ins Tal.

Anreise

Öffentliche Verkehrsmittel

Vom Bahnhof Freilassing mit der Berchtesgadener Regional Bahn nach Berchtesgaden und weiter mit dem Bus Nr. 846 zum Hintersee zur Haltestelle Parkplatz Holzlagerplatz.

Anfahrt

Über die Autobahn A8 Richtung Salzburg bis zur Ausfahrt Traunstein/Siegsdorf. Weiter auf der B 306 bis nach Inzell und auf der B 305 nach Weißbach und über  Schneizlreuth Richtung Ramsau. Nach dem Wanderparkplatz Wachterl rechts abbiegen auf die Alte Reichenhaller Straße, dieser bis ins Tal folgen und dann wieder rechts abbiegen auf die Hinterseer Straße bis zum Parkplatz Holzlagerplatz.  

Parken

Parkplatz Holzlagerplatz, 789 m. 

Punkt direkt in Google Maps anzeigen.

Weitere Informationen

INFO
Touristinfo Berchtesgaden , Maximilianstraße 9, 83471 Berchtesgaden, Tel. +49 8652 9445300, berchtesgaden.de

TALORT
Ramsau, 670 m.

HÜTTEN
Blaueishütte, 1680 m, DAV, Hütte geöffnet Mitte Mai – Mitte Oktober, Tel. +49 8657 271, blaueishuette.de
Schärtenalm, 1357 m, privat, begrenzte Übernachtungsmöglichkeiten, Hütte göffnet Mitte Mai – Anfang Oktober, Tel. +49 8657 250

BERGFÜHRER
Bergschule Berchtesgadener Land, Heinz Zembsch, Silbergstraße 25, 83483 Bischofswiesen, Tel. +49 8652 5371, berchtesgaden-bergschule.de
Bergschule Watzmann, Am Forstamt 3, 83486 Ramsau, Tel. +49 8657 711, bergschule-watzmann.de

GEHZEITEN
Parkplatz Holzlagerplatz - Schärtenalm 2 Std.,

Schärtenalm - Blaueishütte 0:30 Std.,

Blaueishütte - Einsteig Schärtenspitze 0:45 Std.,

Schärtenspitze NO-Wand - Gipfel 2:00 Std.,

Schärtenspitze - Blaueisspitze 4:30 Std.,

Blaueisspitze - Hochkalter 2:00 Std.,

Hochkalter - Blaueishütte 2:00 Std.,

Blaueishütte - Tal 2:00 Std.

Ausrüstung

Kletterausrüstung (Helm!), Einfachseil (50m), 8 Expressschlingen (teils verlängerbar),  Grundsortiment Klemmkeile, Satz Camalots 0.2 bis 3.

Das darf bei keiner Klettertour fehlen: die ALPIN-Checkliste Klettern.

Alle ALPIN-Tests zum Thema Klettern findet ihr hier.

Alles was Euch noch für diese Tour fehlt, gibt es im ALPIN-Shop.

Sicherheitshinweise

Sicher Klettern: Das müsst ihr beim Vorsteigen beachten.

Felsklettern: Richtig sichern am Standplatz.

Felsklettern: 7 Tipps für Mehrseillängenrouten.

Unsere Haftung für Inhalte findet ihr hier.

10€ Rabatt mit hey.bayern auf Outdooractive Pro und Pro+ sichern

Jetzt hier mehr erfahren oder gleich unseren Voucher Code nutzen um 10€ Rabatt zu erhalten (gültig bis 31.12.2021):

HEYOA10V