Adrian-Stoop-Straße 50, 83707 Bad Wiessee, Deutschland
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Hotel Terrassenhof - von der "Jodhütte" zum Hotel
Quelle: Alpenregion Tegernsee Schliersee
Beschreibung
Das Hotel Terrassenhof in Bad Wiessee, ein bekanntes Hotel-Restaurant und Tagungshotel, hat eine lange Geschichte hinter sich. Das Hotel ist in der Hand der Familie Gericke, die es auch gegründet hat. Alwin Gericke erzählt noch heute, dass sein Hotel, das in nächster Nähe zum früheren niederländischen Jod-Schwefelbad lag, eng mit ihm verbunden war.
Anfang der 1930er Jahren hatten Maria und Alwin Gericke an diesem Ort zuerst das Bierstüberl „Jodhütte“ übernommen, das für seine schöne direkt am See gelegene Terrasse schon damals berühmt war, womit der Terrassenhof seinen Anfang nahm. Wenig später kauften sie dann das gesamte Anwesen. Aus dem Bierstüberl Jodhütte wurde die Pension Terrassenhof, dessen Cafe-Restaurant aber vorerst weiterhin den Namen „Jodhütte“ trug. Hier im Terrassenhof, konnte man nicht nur eine Trinkkur mit Jod-Schwefelwasser machen, sondern auch gut essen, Wein und Bier trinken und in einem Tanzsaal das Tanzbein schwingen. In den 50er und 60er Jahren wurde der Terrassenhof dann um eine großzügige Cafe-Terrasse erweitert.
Arthur Roeslers Werbebilder
Es war der Münchner Illustrator und Karikaturist Arthur Roesler (1866-1934), der in der Pension Terrassenhof Anfang der 30er Jahre mit Versen und Gedichten versehene Bilder und Plakate anfertigte, die Bad Wiessee, das Jod-Schwefelbad und die Vergnügungen im Cafe-Restaurant Jodhütte bewarben. Mit diesen und anderen Illustrationen, die er den Gerickes überliess, erkaufte sich Roesler, der in München auch die Zeitschriften die Jugend und den Simplicissmus mit Illustrationen belieferte, damals seine Aufenthalte im Terrassenhof. In Erinnerung an A. Roesler trägt das Cafe-Restaurant des Hotels deshalb noch heute den Namen: s´ Roesler.
Plakate und Bilder aus dem Terrassenhof am Tegernsee
Der Grossteil dieser Plakate und Bilder, die Werbung für Bad Wiessee, das Jod-Schwefelbad und die Jodhütte ist mit „Jodstube Bad Wiessee am Tegernsee“ oder „Jodbadstube Wiessee“ betitelt und macht Werbung für eine Verjüngungskur in Bad Wiessee, für Jod-Schwefel Trink- und Badekuren als Jungbrunnen und Allheilmittel, aber auch Erholung und Amüsement im Cafe-Restaurant Jodhütte.
Ein Plakat, das an das Märchen vom Hasen und dem Igel erinnert, präsentiert einen vor einer Alpen-Seekulisse stehenden Igel, der in der Hand das Ortsschild Nach Wiessee hält. Mit dem Ratschlag Auf eile zur Verjüngungskur. Die findest Du in Wiessee nur weist er einen offensichtlich lahmen, alten am Stock gehenden Hasen nach Bad Wiessee.
Ein weiteres Plakat zeigt einen erschöpften Frosch am See. Gentlemanlike mit Weste, Hemd, Schlips und Mantel bekleidet, hält er in einer Hand Hut und Stock, mit der anderen wischt er sich Erschöpfung und Schweiß vom Gesicht. Er warnt den Erschöpften und Gestressten vor Herzinfarkt und nahem Tod, vor dem nur die Kuranstalt in Bad Wiessee retten könne. Unter der Illustration kann man lesen:
Wein und Liebe reiben auf
Beweis: so mancher Lebenslauf.
Das Herz wird schwach der Blutdruck steigt
Mein lieber Freund nimms nicht so leicht!
Rasch tritt der Tod den Menschen an
Ne Jodkur Dich nur retten kann
Drum schnüre dein Bündel komme bald
Nach Wiessee in die Kuranstalt.
Ein drittes Plakat zeigt ein schwungvoll in Tracht tanzendes lachendes Pärchen. Sie trägt Dirndl und Hut mit Feder, er Lederhose, Hemd, Wadensstrümpfe, Haferlschuhe und gleichfalls einen Hut mit Feder. Im beigegebenen Gedicht erfährt man, dass es einem genauso so gut wie den beiden gehen werde, wenn man eine Jod Trink- und Badekur mache, die Rheuma, Gicht und andere Wehwehchen zum Verschwinden bringe. Solcherart werde man wieder fröhlich tanzen und Wein trinken:
Wenn Rheuma, Zipperlein und Gicht
Dich quälen Nacht und Tag
Dann, lieber Freund verzweifele nicht,
Beseitigt wird die Plag!
Komm schleunigst nur nach Wiessee her
Und trink und bade Jod
Dein Leiden schwindet immer mehr
Vorbei ist bald die Not!
Dann wirst Du wieder fröhlich sein
Und tanzen wie ein Kind
Auch trinken Rhein- und Moselwein
Komm also her geschwind.
Auf einem vierten Plakat sieht man einen volltrunkenen dicken Mann in Tracht am Tisch sitzen, in der einen Hand ein Weinglas, in der anderen eine Weinflasche. Eine weitere Flasche Wein steht auf dem Tisch. Das Gedicht erzählt von dem feuchtfröhlichen Vergnügen, dass man im Cafe Jodhütte nach den Anstrengungen des Tages geniessen kann:
Heut morgen hab ich Jodwasser getrunken,
Den Mittag bin ich im Wein versunken
Den Nachmittag hab ich der Arbeit geweiht
Jetzt lieg ich mit allen Dreien im Streit.
Das Jodwasser ist mir zwar gut bekommen,
Doch hab ich vom Wein zu viel genommen.
Die Arbeit war schwierig und brachte nichts ein.
Jetzt sitz ich feuchtfröhlich wieder beim Wein.
Ein fünftes Plakat präsentiert ein gemaltes Herz mit der Aufschrift: Ich liebe Dich. Auf ihm sieht man einen fröhlichen, mit Jacke und Hose bekleideten kleinen Spatz tanzend sagen:
Ich fühle mich wieder fidel wie ein Spatz
Die herzlichsten Grüsse mein lieber Schatz.
Ein sechstes Plakat führt einen in eine Badewanne steigenden Frosch mit Bauch vor. In dem beigegebenen Vers erfährt man, dass es sich um eine Wanne mit Jodschwefelwasser handelt, das einen wieder ganz schlank mache, wenn man häufig darin bade:
Willst Du schlank werden wie neTanne
Steig fleißig in die Jodbadewanne.
Ein siebtes Plakat präsentiert einen Mann mit Glatze, Stock und demolierten Fuß, der zeitungslesend von einem Sofa rutscht. Das beigegebene Gedicht preist eine Jodkur als Jungbrunnen und das Allheilmittel (Bild):
Wenn Du die Jugend hinter Dir.
Und merkst dass Du wirst alt,
Dann nimm als Lebenselixier
Ne Jodkur recht bald.
Der Kalk in deinen Adern fest,
Der schwindet dann alsbald,
Mit ihm der letzte Krankheitsrest,
Du fühlst Dich nicht mehr alt.
Froh lachst Du die Philister aus.
Beim Klang des „Gaudeamus“
Schaust fröhlich in die Welt hinaus,
Singst:: „Herum bibamus“
Auf einem achten Plakat sieht man einen enthusiastischen Bergsteiger auf einem Berggipfel, der die Worte spricht: Frohsinn-Kraft in meine Glieder beides gab mir Wiessee wieder (Bild 8). Auf dem neunten Plakat der Bilderreihe wird man dann von einem Fuchs angeblickt, der eine Sektflasche entkorkt und dem Betrachter werbend mitteilt, wie gut es ihm doch wieder durch das Schwefelwasser gehe:
Jetzt bin ich wieder kerngesund
Und war doch ziemlich auf dem Hund
Das dank ich nur dem Schwefelquell
Der in Wiessee sprudelt warm und hell.
Nach diesem ersten Abtauchen in die Vergangenheit des Jod-Schwefelbades, begibt man sich der Spaziergänger jetzt in Adriaan Stoop Strasse 39. Hier erfährt man, was hier passierte als Adriaan Stoop 1909 nach Erdöl bohrte.